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Kapitel 5

Briq stand am Rand des Ladebereichs, sein teures Hemd bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, der Kiefer hart wie Stein. Sein Blick durchdrang die frühen Schatten und blieb auf Corvens Gestalt haften – breite Schultern angespannt, der Rücken unter einem ausgebleichten T-Shirt schweißnass, während er den Arbeitern Befehle zurief. Briqs Lippen zuckten zu einem leisen, spöttischen Lächeln. Er trat näher, die Schuhe makellos auf dem staubigen Boden, und hielt nur kurz inne, gerade lang genug, damit Corven ihn bemerkte.

„Du bist spät dran“, murmelte Briq, die Stimme glatt wie Öl. Die Mundwinkel zuckten, eine stumme Herausforderung an Corven. Der blinzelte nicht, wischte sich die Stirn, seine weinbefleckten Hände zuckten unwillkürlich.

„Vielleicht wären wir weiter, wenn du nicht ständig die Zeitarbeiter vergraulen würdest“, konterte Corven, die Schärfe in seiner Stimme fast zu kontrolliert. Er hob den Blick, die Augen scharf, der Mund fest, doch ein Zittern verriet Wut – oder Angst.

Briqs Blick glitt zum Lagerhaus, seine Stimme wurde leiser. „Pass auf, Lirae. Verlierst du den Halt, verlierst du alles.“ Seine Hand strich zu nah an Corvens Schulter vorbei, eine Geste voller Drohung und unausgesprochener Bedeutung.

Corven zwang ein trockenes Lachen, doch innerlich schnürte sich ihm die Kehle zu, der Puls am Hals flatterte. „Du solltest dir Sorgen machen, dass deine eigenen Hände nicht schmutzig werden“, flüsterte er, die Lippen kaum an Briqs Ohr, bevor er sich abwandte. Briqs Finger krampften sich kaum merklich an den Seiten.

Stunden später lief Lessa in Corvens Büro auf und ab, spielte nervös am Saum ihres Rocks, die Haare zerzaust vom Hetzen zwischen Terminen. Corven goss ein Glas halbvoller Rotwein ein, die Knöchel weiß um den Stiel, das Gespräch mit Briq hallte noch nach. Als Lessa nähertrat, ließ er seine Mauer fallen, griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich. Ihr Körper presste sich an seinen, das Herz schlug laut, die Augen suchten seinen Blick nach einer Antwort, die er nicht geben konnte.

„Sag mir, was er gesagt hat“, forderte sie, die Stimme leise und verletzt. Corven schüttelte den Kopf, doch Lessas Blick war wild, die Lippen zuckten vor unterdrückter Wut. Er zog sie an sich, die Stirn an ihre gelehnt, die Hitze zwischen ihnen elektrisierend – jeder Atemzug eine Herausforderung, jedes Ausatmen ein Aufgeben. Für einen Moment schrumpfte die Welt auf den Raum zwischen ihren Lippen, die weinverhangene Luft um sie herum.

Ein Klopfen zerriss die Spannung. Lessa drehte sich um, die Wangen gerötet, die Bluse leicht verrutscht. Es war Senne, die Augen kühl hinter ihrem Pony, das Klemmbrett fest an die Brust gedrückt. „Sorry, dass ich störe“, sagte sie, der Blick schweifte über die beiden, als würde sie Geheimnisse abwägen. Ihr Kleid schlicht, aber figurbetont, die Haltung verriet nichts – außer dass ihr Blick eine Sekunde zu lange auf Corvens Hand an Lessas Taille verweilte.

Auch Sennes eigene Abwehr bröckelte. Später fand sie sich im Lagerraum des Festivals mit Briq eingeschlossen, sein Duft – Leder und Schweiß – entfachte Erinnerungen und Zorn. Er griff nach ihr, doch sie schlug seine Hand weg, die Stimme zitterte. „Du darfst mich nicht mehr so anfassen.“ Doch Briq trat nur näher, die Augen sturmverhangen, Hunger und Reue darin flackernd.

„Was willst du von mir, Senne?“ forderte er, fast verzweifelt. Sie öffnete den Mund zum Widerspruch, doch er packte ihr Kinn, die Spannung zerbarst. Ihre Lippen prallten mit brutaler Kraft aufeinander, Hände rissen an Knöpfen und Stoff. Senne stieß ihn gegen die Tür, der Atem stockte, als seine Hände unter ihren Rock glitten, ihr Puls wild vor Wut und Verlangen. Sie riss sich los, Tränen brannten in den Augen, die Stimme rau: „Wir können nicht –“ doch Briqs Mund verschlang ihren Protest. Im Rausch verhedderten sich Verlangen und Groll, ließen sie beide atemlos, zerstört zurück.

Als die Nacht hereinbrach, durchforstete Lessa Briqs Akten, die Nerven summten. Sie fand einen Ordner, die Kanten abgenutzt. Darin – ein Vertrag, Jahre alt, mit Sennes Namen neben Briqs. Die Erkenntnis überrollte sie wie eine kalte, stille Welle.

Ihre Finger zitterten. Die Nacht drückte schwer, tausend Geheimnisse kurz davor, an die Oberfläche zu brechen.

Fortsetzung folgt...

Samtige Fessel

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Samtige Fessel: Fesselndes Liebesdrama zum Lesen