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Kapitel 5

Die Wände des Museums hallten nach vom Chaos—Stimmen scharf wie zerbrochenes Glas, Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Era saß an ihrem Schreibtisch, die Hände zitternd, während sie auf eine Nachricht von Zelle starrte: Wir müssen reden. Unter vier Augen. Ihr dunkles Haar war wirr zurückgesteckt, einzelne Strähnen fielen über ihre geröteten Wangen. Die Bluse hing schief von einer Schulter, die Knöpfe ungleichmäßig – seit der Gala hatte sie kaum geschlafen. Ein Druck lastete auf ihrer Brust; sie spürte alle Blicke auf sich, das Gewicht der Geheimnisse drohte sie zu zerreißen.

Sie blickte auf, gerade als Veyron an der offenen Tür vorbeistürmte, sein schwarzes Hemd zerknittert, der Kiefer so fest zusammengepresst, dass eine Ader am Hals hervortrat. Er hielt inne, die blauen Augen lodernd, der Körper vibriert vor Wut und etwas Verzweifeltem. Hinter ihm tauchte Lirian auf, blass im Gesicht, die Stimme leise: „Mach das hier nicht.“ Die Luft knisterte. Veyron wirbelte herum, breit und bedrohlich. „Du glaubst, ich habe Angst vor dir, Vos? Du glaubst, du weißt, was sie will?“ Lirians Finger ballten sich zu Fäusten an seinen Seiten, die Knöchel weiß. „Ich weiß, was sie nicht will. Das hier—dich. Wie du sie zerdrückst.“

Veyrons Nüstern weiteten sich; Era sah, wie sehr ihre Unentschlossenheit Spuren in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Er sah sie an, ein stummer Flehen hinter der Wut, doch sie schüttelte nur den Kopf, Tränen standen ihr in den Augen. Lirian trat näher—seine Krawatte schief, das Haar schlaff über die Stirn fallend, ein Rußfleck auf dem Kinn. „Sie gehört nicht dir, um sie zu brechen,“ knurrte er. Veyron stürmte vor, stieß ihn gegen eine Glasvitrine—das Krachen hallte durch den Saal. Lirian wand sich weg, packte Veyrons Handgelenk, ihre Körper verstrickt in einem gewalttätigen Tanz, jede Bewegung malte ihren Schmerz in den Raum.

Era presste zitternde Finger auf die Lippen. Für einen Moment wollte sie weglaufen—das Museum verlassen, ihren Namen abstreifen, neu anfangen. Stattdessen fand sie sich auf dem Personalflur wieder, die Schultern nach vorn gezogen, das Geräusch des Kampfes hallte hinter ihr nach. Sie schlüpfte in den Ausstellungs-Lagerraum, blinzelte ins schummrige Licht—und entdeckte Cael, zusammengerollt am Rand eines Feldbetts, die Knie an die Brust gezogen, die Augen rot gerändert. Sein Hemd war aus der Hose gezogen, das Haar zerzaust, die Tattoos an den Unterarmen zitterten fast, während seine Hände nervös spielten. Er versuchte zu lächeln, doch die Maske hielt nicht. „Willkommen auf meiner Selbstmitleidsparty,“ sagte er, die Stimme rau.

Sie setzte sich neben ihn, ihre Knie berührten sich. „Ich hab’s so satt, so zu tun als ob,“ flüsterte sie. Caels Finger strichen zaghaft und kalt über ihre. „Ich hab alles verloren…“ hauchte er. „Geld. Freunde. Ich bin nicht—ich kann nicht aufhören. Nicht mal für dich.“ Era lehnte sich an seine Schulter, ihr Parfum vermischte sich mit dem Geruch von Zigaretten und Verzweiflung. „Ich will nicht, dass du für mich aufhörst,“ sagte sie sanft. „Aber vielleicht lässt du jemanden dir helfen.“

Er zögerte, nickte dann, Tränen liefen still über seine Wangen, während sie mit dem Daumen seine Knöchel streichelte. Sie zog ihn an sich, drückte seinen Kopf an ihre nackte Schulter. Das Bett knarrte, als sie sich um ihn schlang, ihre Finger fest verschlungen. Caels Schluchzen war gedämpft an ihrer Haut—ein Laut voller Hingabe und Sehnsucht. Sie küsste seine Stirn, ihre eigenen Augen glänzten. Zum ersten Mal war sie die Starke. So blieben sie—Wärme und Trost, Atem vermischt, die Welt schrumpfte auf die kleine Weichheit zwischen ihren Körpern. Kein Sex, nur Nähe: Lippen am Schläfenknochen, Hand auf Oberschenkel, Herzen im Gleichklang, während er endlich schlief, der Atem warm an ihrem Schlüsselbein.

Doch Ruhe hält nie lange. Ihr Handy vibrierte—eine Nachricht: Dreckige Geheimnisse in Marrowstone? Anonymer Tipp enthüllt Sicherheitslücke im Museum. Sie starrte, wie betäubt, während Cael sich im Schlaf bewegte. Im Flur war Veyrons Gesicht kreidebleich, als er die Schlagzeile las, die Vergangenheit kratzte an seiner Kehle. Eras Handy piepte erneut: eine Nachricht ohne Absender. Ich weiß, wer du wirklich bist. Zeit zu wählen, Era.

Sie setzte sich auf, der Atem stockte, hielt Caels schlafende Hand fest. Draußen donnerten Schritte—Lirian, verzweifelt, suchte ihre Stimme im Dunkeln.

Fortsetzung folgt...

Zerbrochene Glasherzen

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