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Kapitel 7

Ithran findet Lera auf dem schattigen Feuerfluchtweg, ihre nackten Arme fest verschränkt gegen die morgendliche Kälte, trotz eines eleganten schwarzen Blazers und Absätzen so scharf wie ihr Temperament. Ihr Blick durchbohrt ihn, der Mund zu einer starren Linie gepresst, Mascara kaum verwischt von einer Nacht, die keine Gnade kannte. Ithran zögert, die Finger krallen sich fester um den Kameragurt, der quer über seine Brust hängt, jeder Muskel angespannt von unausgesprochenen Worten. Für einen Moment rührt sich keiner von beiden – sie warten darauf, dass der andere als Erster nachgibt. Doch es ist Ithran, der die Stille bricht, seine Stimme rau.
„Das ist kein Spiel, Lera“, sagt er, leiser als er meint. „Nicht mehr.“

Sie lacht, spröde wie zerbrochenes Glas. „Das sagst du nur, weil du verlierst.“ Doch er sieht, wie ihr Kiefer zittert, wie ihr Nagel sich in die Handfläche gräbt. Er tritt näher, das Herz hämmert, plötzlich allzu bewusst, wie sie riecht – Kaffee, Schweiß, teurer Duft und etwas Scharfes darunter: Angst.

Er streckt die Hand aus, die Knöchel streifen ihr Handgelenk. „Willst du weiterkämpfen, oder willst du endlich mal wirklich fühlen?“ Es ist mehr Flehen als Herausforderung. Sie reißt sich los, die Augen glänzen, doch sie geht nicht weg.

Drinnen durchschneidet Rhysants Stimme die Stille, bitter und verletzt. Er lehnt an der Bar, zerknittertes weißes Hemd, Jeans, die Ärmel hochgekrempelt, Wut zittert durch seinen ganzen Körper. Sidelle steht vor ihm, die Arme verschränkt, die Lippen zu einer dünnen, verzweifelten Linie gepresst, die den verwischten Lippenstift am Mundwinkel betont.
„Glaubst du, du bist die Einzige, die je verraten wurde?“ schnauzt Rhysant, die Augen gerötet. „Ithran hat alles kaputtgemacht, aber du – Sidelle, du hast es nur noch schlimmer gemacht.“

Sidelle versucht zu lachen, doch es klingt brüchig. „Ich hab dir eine Chance gegeben, und du hast sie vergeudet.“ Ihre Haltung ist zerbrechlich, die Finger drehen nervös an der silbernen Kette an ihrem Hals. Sie beugt sich vor, die Stimme leise, gefährlich: „Du bist nicht so unantastbar, wie du denkst. Keiner von uns ist das.“

Oben, mit einem zitternden Atemzug, lässt Lera endlich die Mauern fallen. „Ich bin müde, Ithran“, flüstert sie. „Müde, alles zusammenzuhalten. Müde, so zu tun, als will ich dich nicht.“ Ihr Atem streicht warm über seine Wange, und etwas in ihm zerbricht. Er umfasst ihr Gesicht, der Daumen fährt die Kontur ihres Kiefers entlang. Sie schließt die Augen, die Wimpern feucht, und lässt sich auf ihn ein, gibt die Fassade auf.

Ihr Kuss ist wild – feucht, atemlos, geladen mit Monaten unterdrückter Sehnsucht. Lera wölbt sich gegen ihn, der Blazer rutscht von ihren Schultern, seine Hände verfangen sich in ihrem Haar. Für einen Moment zählt Kontrolle nicht – es gibt nur Haut, Hitze, blutige Münder, den berauschenden Rausch des endgültigen Nachgebens. Sie keucht, die Nägel beißen in seinen Hals, und er stöhnt ihren Namen wie ein Geständnis. In diesem Moment geht es nicht um Sieg – es geht ums Überleben, ums Verlangen und Begehrtwerden.

Als sie sich schließlich lösen, zittern beide, die Stirnen aneinandergepresst. „Lass mich nicht im Stich“, sagt sie, so leise, dass er es fast übersieht. Er legt die Stirn an ihre, verspricht nichts, verschränkt aber trotzdem seine Finger mit ihren.

Auf der Hintertreppe des Clubs verweilt Sidelle im blauen Licht ihres Handys, Mascara zieht dunkle Spuren über ihre blassen Wangen. Ablehnung brennt in ihrer Stimme, als sie murmelt: „Na gut, dann sollen sie sich eben haben.“ Ihre Hand zittert, als sie eine Nummer wählt, der Puls flattert ihr im Hals. Als die Leitung sich öffnet, klingt ihre Stimme eisig: „Ich habe noch ein Geheimnis zu verkaufen. Triff mich heute Nacht.“ Ihr Blick flackert, undurchschaubar, während sie in die Dunkelheit verschwindet.

Fortsetzung folgt...

Puls zwischen Wänden

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