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Kapitel 5

Ithran erwachte, eingehüllt in goldenes Licht und Leras Glieder, nackte Haut eng aneinandergepresst unter den zerknitterten Laken auf seiner Matratze. Ihr Haar, vom Schlaf zerzaust und über das Schlüsselbein fallend, fing mit jeder kleinen Bewegung die Sonne ein. Sie lag auf der Seite, ein Knie zwischen seinen geschoben, und fuhr lautlos die Linie seiner Schulter nach. Er beobachtete ihren Mund – ohne Lächeln, nachdenklich, der Glanz von letzter Nacht längst verblasst. Tagsüber wirkte sie immer scharfkantig, mit unblinzelnden Augen, doch jetzt lag eine Sanftheit in ihr, die er nie zuvor gesehen hatte. Er wollte die Form von ihr einprägen, das Flüstern ihrer Verletzlichkeit, auch wenn er wusste, dass sie ihn dafür hassen würde, dass er es bemerkte.

Sie zog die Hand zurück, zog das Laken an ihre Brust, plötzlich fröstelnd. „Warum guckst du die Leute immer so an?“ murmelte sie, die Stimme rau vom Schlaf, Misstrauen durchzogen von Verlangen. Ithran roch ihn auf ihrer Haut, schwindelerregend und zugleich erdend.

„Ich will es einfach festhalten,“ gestand er und ließ seinen Daumen über ihre Hüfte streichen. Er spürte die Spannung – ihr Verlangen, sich zu ihm zu lehnen, und den noch stärkeren Impuls, sich zurückzuziehen. Das ließ sein Herz rasen, Angst, Lust und Sehnsucht verheddert in einem Knoten. Er wollte sie fast wieder küssen, doch sie wandte sich aus dem Bett, stand steif da, den Rücken zu ihm. Sie zog ein schwarzes Negligé an, die entblößten Schultern richteten sich wie eine Rüstung auf. Er bemerkte, wie ihre Hände zitterten, als sie ihr Haar hochdrehte, und das stach ihm ins Herz – sie war nicht so unnahbar, wie sie vorgab.

Er stand auf, ohne Hemd, die Jeans halb zugezogen, die blauen Flecken auf seinem Schlüsselbein noch frisch von letzter Nacht. „Du musst nicht weglaufen,“ bot er an, sanft, aber unsicher. Lera traf seinen Blick im Spiegel, das Kinn erhoben, die Lippen zu einer Linie gepresst, die ihn herausforderte, mehr zu sagen.

„Ich renne nicht weg,“ sagte sie knapp. „Ich habe nur ein Leben. Ich will nicht –“ Ihre Worte stockten, scharf. „Ich will das nicht, wenn ich dafür alles verliere, was ich aufgebaut habe.“

Er trat dicht hinter sie, fuhr mit zwei Fingern ihre Wirbelsäule entlang, und sie schauderte trotz sich selbst. „Du wirst mich nicht verlieren,“ versprach er, doch sie funkelte ihn nur an, forderte ihn heraus, es zu glauben.

Unten beobachtete Sidelle, wie sie herauskamen – ihre Uniform makellos, die Augen von Neid umrandet, die Lippen zu einem gespielten Lächeln verzogen. Sie tat beschäftigt, wischte hektisch die Theke, ihre Hände zitterten so sehr, dass die Tassen klapperten. Sie hielt ihren Blick auf Ithran gerichtet, ihr kurzer Blick war geladen mit allem, was sie nie aussprechen würden. Sie wollte sie bestrafen, weil sie so mühelos zusammen waren. Als Lera Kaffee bestellte, beugte sich Sidelle vor, ihr Ton süßlich und falsch. „Ihr seht aus, als hättet ihr gut geschlafen. Muss schön sein.“ Ihr Blick verweilte eine Sekunde zu lang auf Ithran.

Leras Augen verengten sich. „Manche von uns schlafen nachts, Sidelle. Probier’s mal.“ Ithran versuchte, Sidelles Grinsen nicht zu zeigen – sie hielt zu viele seiner Geheimnisse in ihren kleinen, schwieligen Händen.

Draußen blühten die Gerüchte, die Sidelle gesät hatte, bereits auf. Geflüstert in verrauchten Ecken, in kryptischen Nachrichten verschickt, verbreiteten sich Zweifel an Leras Professionalität und Ithrans Treue wie ein Lauffeuer. Er spürte es in den Blicken der Stammgäste, in der nervösen Art, wie Leras Handy unaufhörlich vibrierte. Die Luft war schwer von Misstrauen und Urteil, jedes Lächeln zu scharf, jedes Kompliment mit einer Drohung unterlegt.

Unterdessen lehnte Rhysant an der Bar seines eigenen leeren Clubs, die Hände weiß vor Anspannung um ein Glas schlechten Whiskeys geklammert, das Sakko achtlos über den Stuhl geworfen. Er sah erschöpft aus – das Gewicht des Scheiterns in jeder Falte neben seinen Augen geschrieben. Vorhin hatte er fast zu Lera gesagt, wie sehr er sie begehrte – wie sie ihn verfolgte, ein Schmerz in seiner Brust – doch er hatte das Geständnis mit kaum einem Funken Gefühl hinuntergeschluckt. Er redete sich ein, es sei Stolz, doch die Wahrheit nagte an ihm.

Lera, die das Gefühl hatte, der Boden unter ihr verschiebe sich, scrollte durch ihr Handy, ihr Puls sprang bei jeder neuen Nachricht. Sie sah Ithran misstrauisch an, der Stolz verbot ihr, nach seiner Hand zu greifen, obwohl das Verlangen unter ihrer Haut pulsierte. Sie fragte sich, ob es alles zerstören oder sie ganz vor sich selbst retten würde, wenn sie sich erlaubte, ihn zu brauchen.

Bis zum Abend hatten sich die Allianzen gespalten. Freunde vermieden Blickkontakt; Sidelle stand allein vor dem Laden, Rauch kringelte von ihren Lippen, während sie die anderen beobachtete. Selbst sie spürte, wie sich die Stimmung gegen sie wandte, doch ihr Kiefer war fest, entschlossen, relevant zu bleiben.

Allein im verlassenen Club riss Rhysant einen manila Umschlag auf – eine Zwangsvollstreckungsankündigung, der letzte hohle Schlag. Sein Spiegelbild in der Bar spiegel wirkte leer, losgelöst. Er lachte einmal, brüchig und roh, und die Stille verschlang das Geräusch.

Draußen zischte die Stadt vor Geheimnissen. Und hoch über den überfüllten Straßen fing ein Kamerablitz aus einem verborgenen Fenster Ithran und Lera erneut in einer verschlungenen Silhouette ein, enthüllte sie für jeden, der zusah.

Fortsetzung folgt…

Puls zwischen Wänden

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Puls zwischen Wänden: Fesselndes Urban Romance-Drama