Logo
DE
Loading...

Kapitel 4

Kael schlich am Rand der Wohltätigkeitsveranstaltung umher, die gedämpften Lichterketten warfen flackernde Schatten auf seinen markanten Kiefer und das zerzauste dunkle Haar. Sein Sakko war zerknittert, das Hemdkragen offen, die Krawatte schon locker gezogen – er wirkte gefährlich, unruhig, strahlte mit jedem Schritt Selbstsicherheit aus, doch seine Augen suchten rastlos nach Irisa, wie ein Mann, der verzweifelt nach etwas Greifbarem sucht. Endlich entdeckte er sie nahe der improvisierten Tanzfläche, eine Erscheinung von wilder Kontrolle in einem knallroten Kleid, das jede Kurve umschmeichelte, die Locken zurückgesteckt, doch schon wieder entkommen. Ihr Lächeln strahlte für die Menge, doch ihre Finger drehten nervös an den Stielen einer welkenden Gänseblümchenblüte, die Knöchel blass.

Kaels Blick zog ihren Blick magisch an. Für einen winzigen Moment verblasste die Welt – ihr Atem stockte, die scharfen Kanten all ihrer Geheimnisse flammten heiß auf. Er erreichte sie gerade, als ein weiterer Spender versuchte, sie ins Gespräch zu verwickeln, und Kaels Hand fand ihre Taille, besitzergreifend. „Tanz mit mir“, flüsterte er, so leise, dass nur sie es hören konnte. Sie erstarrte, nickte dann und ließ sich von ihm weg von den neugierigen Blicken führen.

Sie tanzten; Irisas Körper war anfangs steif, dann schmolz sie unter Kaels Druck, sein Griff wurde fester. Seine Wange streifte ihre, der Stoppelbart kratzte auf ihrer Haut, und sie fröstelte. „Du musst das nicht tun“, hauchte sie, die Stimme zitternd. „Ich weiß“, antwortete er, sein Mund gefährlich nah an ihrem Ohr. „Aber lass mich.“ Seine Wut brodelte unter der Oberfläche, jede Bewegung seines Körpers rau, kontrolliert, schmerzlich. Sie ließ es zu – wie sein Puls durch ihre Handfläche hämmerte, das Zusammenbeißen seines Kiefers, das Verlangen in seinen Augen.

Das Lied endete, Applaus brach aus, und Kael – berauscht von Adrenalin und Whiskey – zog sie durch eine Seitentür, einen Flur entlang, in die Schatten eines Lagerraums. Sein Atem war schwer. „Sag mir, ich soll aufhören“, sagte er, die Stimme rau. Sie schüttelte nur den Kopf, Tränen glänzten schon in ihren Augen. Er presste sie so hart gegen die kalten Ziegel, dass ihr Rücken sich wölbte, seine Lippen stürzten auf ihre, Hände an ihren Hüften, die Finger gruben sich ein, als bräuchte er den Beweis, dass sie echt war.

Sie keuchte seinen Namen, ihre Fingernägel kratzten über seinen Hals. Kael hob sie auf eine Kiste, ihr Kleid rutschte hoch, seine Hände gierig unter dem Stoff. Kleidung wurde beiseitegeschoben – ihre Oberschenkel schlossen sich fest um seine Taille, sein Atem heiß und verzweifelt an ihrem Schlüsselbein. Sie bewegten sich rau, der Lagerraum hallte von leisen, erstickten Stöhnen und dem dumpfen Aufprall hastiger Körper wider. Ihr Haar fiel lose, klebte an ihren geröteten Wangen, und als er in sie stieß, klammerte sie sich an seine Schultern, biss sich auf die Lippe, um sich zu beruhigen.

Danach blinzelte Irisa, fing das grelle Licht der einzelnen Glühbirne über ihnen ein. Kaels Kopf sank auf ihre Schulter. Sie strich ihm einmal durchs Haar, fast zärtlich, dann glitt sie lautlos von der Kiste. Sie richtete ihr Kleid, wischte sich die Augen, Tränen zogen schwarze Spuren durch ihre Mascara. Kael versuchte einen Scherz, doch der Ton brach ab, zu nah am Schluchzen. Sie sah ihn nicht an – konnte nicht – ihre Hände zitterten, während sie mit den Haarnadeln hantierte.

Der Lagerraum fühlte sich jetzt kleiner an, die Luft schwer von all dem Ungesagten. Er griff nach ihrem Handgelenk; sie zuckte zusammen, zwang ein brüchiges Lachen hervor. „Wir sind gut im Verstellen“, keuchte sie. „Vielleicht glaubt irgendwann einer von uns daran.“ Seine Augen wurden glasig, die Schultern zogen sich zusammen.

Ein Krachen ertönte draußen vor dem Lagerraum – wütende Rufe, dann Lex’ Stimme, panisch, die Irisas Namen rief. Kaels Gesicht verhärtete sich, Eifersucht und Scham kämpften in seinem Blick. Er stürmte hinaus und fand Lex, der im Flur herumfuchtelte, die Wangen vor Emotionen gerötet. „Du glaubst, du gehörst ihr?“ spuckte Lex und stieß Kael heftig. „Du zerstörst nur, was du berührst.“

Kael stürzte vor, Fäuste flogen, Lex landete einen verzweifelten Schlag, bevor Kaels Aggression ihn überwältigte. „Willst du sie so sehr?“ knurrte Kael, wildäugig. „Alles, was du tust, ist auf die Reste zu warten.“ Lex presste die Kiefer zusammen, Blut am Lippenrand, und für einen Moment zerriss Irisas Herz: der Mann, der sie zerstört hatte, der Mann, der sie retten wollte – keiner von beiden bereit loszulassen.

Mykas Schritte hallten, ihr Gesicht bleich, als sie sich zwischen die beiden drängte, das Handy erhoben. „Hört auf! Ihr beide!“ schimpfte sie und hielt Kael einen Bildschirm vor die Nase. Verschwommene Überwachungsvideos flackerten – Irisas Silhouette, erstarrt, weit aufgerissene Augen, die Nacht, in der Kaels Bruder verschwand.

Kael starrte, sein Blut gefror, Irisas Name fiel als Flüstern, Frage, Vorwurf von seinen Lippen. Irisa trat zurück, zitternd, ihre Geheimnisse plötzlich blendend unter dem kalten Licht des Lagerraums.

Fortsetzung folgt...

Ernte der Herzen: Der zerbrochene Obstgarten

50%
Ernte der Herzen: Fesselnde emotionale Liebesromanreihe