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Kapitel 6

Thalens Hände zitterten, als er die Tür zur Mitarbeiterlounge hinter sich ins Schloss zog, sein Hemd schief, die Augen weit aufgerissen vor Panik – wie jemand, der gerade begriffen hat, dass der Boden unter ihm weniger ein Boden als eine Falltür ist. Liseva wartete neben der Kaffeemaschine, ihr Blick scharf wie ein Messer, die Haare hochgesteckt, die Lippen zu einer Linie zwischen schelmischem Grinsen und Reue gepresst.

Als sie endlich sprach, waren ihre Worte Messer, in Seide gewickelt. „Es tut mir leid, Thalen. Wirklich.“ Sie zog ihren Presseausweis hervor – ein schlanker, kalter, verurteilender Streifen. „Es ist mein Job. Du warst einfach… leichter zu erreichen, als ich gedacht hatte.“ Ihre Stimme klang angestrengt, als hätte sie fast geglaubt, was sie sagte. Thalens Lächeln brach, all die gewohnte Leichtigkeit fiel ab. Sein Kiefer spannte sich, die Wangen glühten, als sich die Puzzleteile brutal zusammenfügten.

Unwillkürlich blickte er nach unten, die Hände ballten sich zu Fäusten. „Du hast mich benutzt.“ Seine Stimme war rau – verletzt, noch nicht wütend, aber etwas in ihm bereitete sich auf den Schlag vor. Unter dem grellen Neonlicht wirkte seine Wärme bläulich, und zum ersten Mal schien er klein – ein Sidekick, der auf der Hauptbühne steht und seine Texte vergessen hat.

Er bemerkte nicht, wie Liseva ging; kaum, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Stattdessen suchte er hektisch sein Handy, und nach einem halben Dutzend vergeblicher Versuche rief er Cael an.

Oben am Fenster stand Cael, Krawatte gelockert, und sah zu, wie die Nacht über die Stadt weich und dicht wurde. Als sein Handy vibrierte, zögerte er – dann nahm er ab, die Stimme vorsichtig. Thalens Worte stürzten heraus, brüchig: „Sie hat mich reingelegt. Sie ist Journalistin. Ich hab ihr alles erzählt, Cael. Alles.“

Ein schwerer Moment der Stille, dann entfuhr Cael ein scharfes Zischen. „Du – du hast was?“ Verletzung schnitt durch seinen Ton, doch Thalen flüsterte nur: „Es tut mir leid“, bis Cael, mit angespannter Kiefermuskulatur und Augen, die zu hell leuchteten, versprach, ihn zu treffen.

Cael fand Thalen zusammengesunken auf einer Bank im leeren Flur, das Hemd zerknittert, die Wangen nass, Angst und Schuld nackt und bloßgelegt. Caels Kiefer war hart, Sakko offen, jeder Zentimeter von ihm spannungsgeladen. Für einen Moment sah es aus, als würde er auf einem schmalen Grat aus Wut einfach weggehen – doch dann brach Thalens Stimme erneut: „Ich wollte nicht alles kaputtmachen.“

Ein leerer, zerfetzter Moment. Cael setzte sich, ihre Schultern berührten sich; seine Hand schwebte unsicher, dann drückte er einmal fest auf Thalens Knie. Es gab nichts zu sagen, nur das schwere Pochen der Konsequenzen und den kleinsten Trost, nicht allein im Sturm zu stehen.

Später klackten Siraes Absätze über den Mosaikboden der Dachbar, als sie Cael am entferntesten Tisch fand, zerzaust und unerreichbar. Sie trug ein sturmgraues Kleid, klare Linien, doch der Stoff schmiegte sich an die Haut, weich gemacht von Verlangen. Ihre Augen, sonst immer verschlossen, schimmerten jetzt vor etwas, das fast Angst war.

Sie blieb stehen, das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Ich hab von Liseva gehört“, sagte sie leise.

Cael drehte den Kopf. Sein Hemdkragen war offen, der Puls am Hals sichtbar, das Gesicht erschöpft und angespannt. „Alles fällt auseinander“, gestand er, die Stimme leise, fast flehend.

Sie setzte sich neben ihn, die Hände fest im Schoß verschränkt, die Knöchel weiß vor Anspannung. Ihre Blicke trafen sich – ihr Blick hart wie Stahl, seiner feucht vom Gewicht, das er nicht mehr allein tragen konnte.

„Ich habe Angst“, flüsterte Sirae. „Ich habe Angst vor dem, was du in mir auslöst.“ Ihre Worte zitterten, fast verloren im Summen der Stadt. Cael griff nach ihr, der Daumen strich über ihren Kiefer, und die Luft knisterte – etwas Uraltes, so alt wie Verlangen.

Er küsste sie – vorsichtig zuerst, dann verzweifelt. Sie stürzte sich auf ihn, die Hände vergruben sich in seinem Haar, jede Hemmung zerriss, als Verlangen und Erleichterung zusammenprallten. Knöpfe platzten, ihr Kleid glitt von der Schulter; seine Hände erkundeten die Haut mit Hingabe und Hunger, der Atem stockte, Lippen am Hals.

Sie verhedderten sich auf dem Sofa, machten sich gegenseitig mit jeder hastigen Bewegung sprachlos – ihr Bein um seine Hüfte geschlungen, seine Hand auf ihrem nackten Rücken, beide keuchten an der Grenze, wo Schmerz und Lust verschwimmen. Die Welt draußen löste sich auf. Es gab nur noch Puls, Schweiß, die süße Gewalt des endgültigen Loslassens.

Danach lag Sirae über Cael, das Haar wild, seine Wange an ihrer. Ihre Brust hob und senkte sich im gleichen Rhythmus, und für einen Moment war es sicher, an den Schutz der Haut zu glauben.

Doch Siraes Handy leuchtete auf, vibrierte heftig gegen den Tisch. Mit zitternden Fingern griff sie danach – und las Lisevas Namen. Eine einzige, eisige Zeile blitzte auf dem Bildschirm: Ich habe alles, was ich brauche. Senden?

Siraes Atem stockte, ihr ganzer Körper wurde kalt, als sie Cael ansah – Angst, Reue und all das Verlangen der Welt brannten zwischen ihnen.

Fortsetzung folgt...

Bruchlinien des Verlangens

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