Kapitel 4
Sirae schreitet durch das Büro in scharfen schwarzen Hosen, ihre Bluse makellos, aber einen Tick zu blass für ihren Teint, der Kiefer fest, diese vertraute Herausforderung in ihrem Blick. Die meisten ducken sich unter ihrem Blick, doch Cael hält ihm stand, als sie an ihm an den Aufzügen vorbeigeht – die Augen zusammengekniffen, die Lippen in Pflaumentönen getaucht, der Duft von Regen noch in ihrem Haar vom Sprint hierher. Heute liegt eine Spannung in der Luft, die er jedes Mal in der Brust spürt, wenn sie den Kopf dreht, ohne etwas preiszugeben.
Sie ist halb auf dem Weg zur Teeküche, als sie Corrin Vey am Kaffeeautomaten stehen sieht – teurer Anzug lässig aufgeknöpft, ein spöttisches Grinsen umspielt seine Lippen, als würde er auf sie warten. Sirae bleibt stehen, zuckt aber nicht zusammen, verschränkt die Arme vor der Brust. Corrins Augen sind scharf wie Messer. „Dachte nicht, dass ich dich hier nochmal sehe“, sagt er leise, seine Stimme glatt wie ein Skalpell. „Nach dem letzten Mal.“ Die Worte hängen schwer in der Luft, voll von Erinnerung.
Siraes Lächeln ist messerscharf. „Versuch’s doch mal, mich zu überraschen, Corrin.“ Ihre Stimme ist kühl, doch Cael, der aus dem Flur zusieht, bemerkt das Flackern in ihren Augen – ein Riss, schnell wieder verdeckt. Corrin beugt sich vor, verschwörerisch, scheinbar locker. „Pass auf, wem du vertraust, Sirae. Hier steht nicht nur dein Ruf auf dem Spiel.“ Seine Hand streift ihren Arm, kalt und unerwünscht.
Sie zuckt zurück, die Augen lodern auf, doch sie verbirgt ihre Verletzlichkeit mit einem Achselzucken. „Spar dir deine Drohungen. Ich hab kein Interesse.“ Sie geht weiter, der Körper steif, die Hemdsärmel verbergen das Zittern, das sie nicht unterdrücken kann. Caels Hände ballen sich widerwillig zu Fäusten.
Im fluoreszierenden Schweigen der Teeküche findet Sirae Cael, der Kaffee einschenkt, der Kiefer angespannt, die Haare fallen ihm über eine Augenbraue, der Anzug zerknittert von Stunden voller Stress. Er schaut zuerst nicht auf. Die Stille dehnt sich, gefährlich und intim. Sie setzt sich auf die Theke, schlägt ein Bein über das andere, spielt mit einem Ring, den sie an der linken Hand nie trägt. „Ist er immer so?“ Caels Stimme ist leise, gespannt, fast eifersüchtig.
Sie lacht bitter, schüttelt den Kopf, sodass eine Strähne aus dem Dutt fällt. „Schlimmer. Man gewöhnt sich dran – meistens.“ Ihre Stimme verklingt. Ihre Blicke treffen sich, und der Raum zwischen ihnen schrumpft mit jedem flachen Atemzug. Caels Blick wandert zu ihrem Mund, dann schnell weg, die Wangen erröten trotz ihm. „Du solltest das nicht müssen“, sagt er, und in seiner Stimme klingt eine Entschuldigung mit – für die Welt, für sich selbst.
Ihr Lachen, spröde vor Erschöpfung, wird sanfter. Sirae lehnt sich näher, ihr Knie berührt seinen Oberschenkel, die Berührung elektrisiert. „Täuschen wir uns wirklich nur vor?“ murmelt sie, die Fingerspitzen zeichnen unsichtbare Muster auf seinem Ärmel. Caels Hand zittert, als er seine Tasse absetzt; er legt seine Hand über ihre – warm, unsicher, verzweifelt um Erlaubnis bittend. „Ich weiß es nicht mehr“, flüstert er, die Stimme am Rand des Zerreißens.
Sie macht den ersten Schritt, setzt sich ihm zu Füßen, die Knie drücken gegen seine Beine. Knöpfe geben unter ihren Fingern nach – eins, zwei, drei – während sein Atem stockt, Verlangen und Angst kämpfen in seinen Augen. Ihr Lachen ist ein leises, ungläubiges Geräusch, das in einen Kuss übergeht, erst langsam, dann wild, ihre Hände gleiten unter sein Hemd, suchen nach Sicherheit. Caels Arme schließen sich fest um ihre Taille, halten sie fest, während sie in verzweifelte Geständnisse stürzen: „Ich hasse, wie sehr ich dich will.“ „Du machst mir Angst.“ „Lass mich nicht los.“
Ihre Körper wiegen sich, Hüften reiben, Münder gierig, das Summen der Bürogeräte vergessen. Eine einzelne Träne läuft Sirae über die Wange, als sie Caels Namen keucht, und er verschluckt das Geräusch mit seinem Mund, hält sie fest, als könnte die Welt jeden Moment zerbrechen. Zerknitterte Hemden, gerötete, feuchte Haut, sie sinken gegen die kühle Theke, zittern – zusammen und doch schrecklich nackt.
Eine plötzliche Stimme durchschneidet die Stille. Corrin steht im Türrahmen, ein Amüsement und Berechnung tanzen über sein Gesicht. „Na, na. Scheint, die Gerüchte stimmen doch.“ Er zückt sein Handy, der Bildschirm leuchtet – Kamera-App offen, die Anklage unausgesprochen. Cael und Sirae erstarren, der Atem stockt, die Herzen hämmern, ihr Geheimnis plötzlich zur Waffe geworden.
Fortsetzung folgt...