Kapitel 6
Axton lehnte erschöpft gegen die kühlen Metallstäbe, die Handgelenke rot, wo die Ärmel seines Hemdes über die angespannten Hände spannten. Schweiß zog elegante Bahnen seinen Hals hinab, das Schlüsselbein zeichnete sich scharf ab unter dem dünnen Stoff seines einst makellosen Hemdes. Sein Lächeln zuckte, brüchig und giftig, jedes Mal, wenn Maren Yule mit ihren listigen, seitlichen Blicken an ihm vorbeischlich – sie in zerrissenen Jeans und übergroßem Hoodie, ein Geist aus Unfug und blitzschneller Skepsis. Ihre Blicke verfingen sich durch die Gitterstäbe, und für einen Moment ließ er seine Fassade fallen, zeigte ihr einen Funken verletzten Stolzes, der von einem Versprechen durchdrungen war.
„Weißt du, du sperrst mich hier ein, aber wirklich fernhalten kannst du mich nie“, murmelte er leise, seine Stimme webte Vertrautheit in den Raum zwischen ihnen. Marens Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. Sie blieb stehen, die Handflächen gegen die Gitter gepresst, die Knöchel weiß vor Anspannung, als würde sie abwägen, ob sie alles aufschließt oder zuschlägt. Axtons Fingerspitzen streiften ihre durch die Stäbe – eine Frage, ein Angebot, eine Herausforderung. Marens Puls schlug schneller; sie weigerte sich, wegzusehen.
Unten hallten Lys’ Absätze scharf auf dem rissigen Beton des Laderaums. Sie hatte sich verändert – Lederrock, schwarzes Tanktop, Lippenstift in einer Linie so präzise gezogen, dass er nicht zu jemandem passte, der keine Panik verbergen wollte. Sie schlich über den Laufsteg, suchte nach Gefahr, nach Rissen in ihrer eigenen Geschichte. Ihr Herz trug Schuld wie zerbrochenes Glas. Jeder Schritt fühlte sich an wie eine Inszenierung. Zuriel beobachtete aus den Schatten, angespannt, mit abgenutzten Arbeitsschuhen, der Kiefer vor Frust fest zusammengebissen. Er hatte die Lagerhalle an diesem Abend aufgegeben – bis auf eine Person, die noch zu retten war.
Er fand Valein zusammengerollt auf einem Haufen staubverschmierter Paletten, Farbe im Haar und Verzweiflung im Gesicht, den Hoodie fest um die Knie gezogen. Ihre Augen, sonst sturmhell, waren von Tränen verschmiert. Sie blickte kaum auf, als Zuriel sich neben sie setzte, ihre Knie berührten sich fast.
„Ich hab’s vermasselt“, flüsterte sie, die Lippen zitterten, blau gesprenkelt, wo sie sich mit dem Handrücken den Mund abgewischt hatte.
Zuriel strich mit dem Daumen über seine Unterlippe, dachte an all die Wege, auf denen auch er versagt hatte. „Dann drehen wir’s eben wieder gerade. Zusammen. Oder willst du lieber weglaufen?“
Valeins Atem stockte. Sie sah ihn an, suchte nach einem Trick, doch seine Augen – dunkel, blutunterlaufen – waren sanfter als je zuvor. „Ich will nicht weglaufen“, sagte sie kaum hörbar.
Er nickte, raue Knöchel streiften ihr Knie. „Dann hilf mir. Finde das Geld. Reinige deinen Namen. Hol Lys raus.“
Zwischen ihnen flackerte eine zerbrechliche Hoffnung auf, durchzogen von Erschöpfung und dem Schmerz, nie wirklich dazuzugehören.
Zurück in der provisorischen Zelle lehnte Maren sich so nah an Axton, dass sein ungleichmäßiger Stoppelbart fast ihre Lippen berührte. „Was krieg ich, wenn ich dich rauslasse?“ hauchte sie.
Axton ließ seine Maske fallen, die Augen glühten, die Stimme rau vor Demütigung. „Ein Stück Wahrheit. Oder ein Stück von mir. Du entscheidest.“
Sie bewegten sich – ihre Hand am Schloss, seine Finger in ihrem Haar – hektisch, bedürftig, nicht sanft. Seine Verzweiflung schmeckte nach Rache und Dankbarkeit. Maren biss ihm in die Schulter, während sie die Handschellen öffnete; er keuchte ihren Namen zwischen zerbrochenen Entschuldigungen und Versprechen, die er nie halten würde. Als er frei war, stützte er sie gegen den kalten Aktenschrank, die Lippen suchten ihren Hals, die Hände gierig und dankbar. Ihre Körper krachten zusammen – Wut und Verlangen, ein blauer Fleck aus Geständnissen, die keiner aussprechen würde, wenn der Morgen kam.
Oben klammerte sich Lys am Geländer des Laufstegs fest, der Blick suchte den Boden darunter, wissend, dass das Geld weg war. Ihr Herz raste bei jeder unbeantworteten Nachricht, jeder leeren Tasche. Schuld wickelte sich wie eine Schlange in ihrem Magen; zitternde Finger legte sie an die Lippen, fragte sich, ob sie endlich erwischt werden würde.
Im dämmrigen Licht durchwühlten Zuriel und Valein ein Büro, zogen Schubladen auf, atmeten schnell. Ihre Hände stießen zusammen; Valein erschrak, Zuriel fing ihren Blick auf. „Warum bleibst du?“ fragte er, die Stimme überraschend sanft.
„Ich will –“ sie zögerte, „jemandem etwas wert sein. Für jemanden.“
Zuriel fuhr sich durch die Haare, die Augen stürmisch. „Ich auch.“ Wen er meinte, sagte er nicht.
Plötzlich hallte ein Schrei – eine Warnung oder vielleicht eine Drohung. Lys’ Stimme, scharf und voller Angst: „Das Geld ist weg. Jemand hat uns alle benutzt.“
Zuriel und Valein erstarrten, begriffen zu spät. Der Verrat schlug ein wie ein Signalfeuer – rot, wild, unmöglich wegzusehen. Die Lagerhalle war für einen Moment nichts als atemlose, pulsierende Panik.
Irgendwo in der Dunkelheit kroch Rivels Lachen durch die Schatten, versprach Blut und Rache. Alles zerbrach, und niemand wusste, wo der nächste Schlag landen würde.
Fortsetzung folgt…