Kapitel 1
Warme, weinlastige Luft klebt an Corven, während er sich gegen das Eichenfass lehnt. Seine Hände sind dunkel von Traubensaft gefärbt, Adern zeichnen sich unter der gebräunten Haut ab, als er nach Lessa greift. Sie steht im schrägen Licht, Locken fallen ihr frei hinter das Ohr, während sie lacht – scharf, atemlos. Ihr dunkelblaues Hemd ist halb geöffnet, der Kragen verrutscht von dem Moment, als Corvens Finger sie vorhin dicht an sich gezogen haben. Er streicht eine feuchte Strähne hinter ihren Nacken, der Daumen verweilt an ihrer Kieferlinie, sein Blick gierig.
Lessa holt zitternd Luft, ihre Brust hebt sich sichtbar unter dem dünnen Stoff – sie will sprechen, doch ihre Worte ersticken an dem Druck seiner Lippen.
Ihr Kuss ist rau; Corven presst sie gegen das Fass, sein Körper hält ihren fest. Sie wölbt sich, der Mund öffnet sich, als seine Zunge die ihre findet, ihre Hände verfangen sich an seinen Seiten, greifen sein Hemd, die Knöchel werden weiß. Er stöhnt leise, als sie seinen Gürtel löst, das dumpfe Klirren hallt zwischen ihnen wider. Lessas Nägel kratzen über seinen Rücken, sie neigt den Kopf, lädt ihn tiefer ein; Corvens Hand gleitet unter ihren Rock, die Finger zeichnen mit quälender Geduld über die zitternde Haut ihres Oberschenkels. Sie keucht, frustriert, der Atem stockt, als sein Mund ihren Kiefer entlangwandert, dann tiefer, an die empfindliche Stelle ihres Halses beißt. Für einen Moment steht alles still – Verlangen, Angst, das erdrückende Geheimnis – nur die Hitze zwischen ihren Körpern, der Geschmack von Salz und Wein, Lessas Stimme, die bricht, als sie seinen Namen flüstert.
Corven lächelt, kurz und verschmitzt, doch ein Hauch von Verletzlichkeit flackert auf – er legt die Stirn an ihre, atmet gegen ihre Lippen. „Wenn uns jemand erwischt—“ beginnt er, die Stimme rau.
Sie küsst ihn erneut, verzweifelt, fast wütend. „Ist mir egal“, lügt sie, und er weiß es. Doch keiner von beiden macht einen Schritt zurück.
Schritte hallen draußen. Instinktiv reißen sie die Körper auseinander. Lessa richtet ihren Rock, die Wangen glühen, die Lippen sind geschwollen, der Blick huscht zur Tür, während sie ihren Atem beruhigt. Corvens Augen verweilen – verlangen nach mehr, doch sein Kiefer spannt sich. Er richtet sich auf, das schnelle Lächeln verschwindet, als die Schritte verklingen. Lessas Hände zittern, während sie ihre Notizen zusammenpackt, der Kiefer fest, die Entschlossenheit vertraut.
Später, zu Hause, starrt Lessa auf den gesprungenen Bildschirm ihres Handys, sitzt am Rand eines zerwühlten Sofas. Ihre Kleidung sitzt schief, an den Handgelenken zeichnen sich weinrote Spuren ab, wo er sie gehalten hat. Sie hört die Stimme ihrer Mutter – schwach, entschuldigend aus einem Krankenhausbett. Lessa schluckt schwer, kämpft gegen die Gefühle an, zwingt sich aufzurichten. Sie tippt eine Nachricht an Corven, löscht sie, schreibt neu: „Ich brauche dich.“
Auf der anderen Seite der Stadt, in einem Raum aus poliertem Glas und Stahl, lehnt Briq Vessiel sich in seinem Ledersessel zurück. Sein Anzug sitzt makellos – dunkelblau, maßgeschneidert mit messerscharfen Linien, die Krawatte sitzt perfekt – doch seine Augen sind kalt, wachsam. Er wischt durch Fotos auf seinem Handy, bleibt bei einem verschwommenen Bild von Corven und Lessa stehen, wie sie aus dem Fassraum schleichen, die Lippen noch frisch von ihrem Geheimnis. Sein Mund verzieht sich zu einem wissenden Grinsen. Der Raum ist still, nur das leise Klicken, als er das Bild speichert, der Daumen schwebt über „Senden“.
Beim Treffen des Festival-Komitees knistert die Spannung. Lessa kommt zu spät, steckt hastig eine lose Locke hinter ihr Ohr, der Kiefer angespannt. Corvens Blick trifft ihren über den Tisch hinweg – heiß, elektrisch, doch sorgfältig leer. Briq sitzt am Kopfende, die Haltung steif, trommelt langsam und bewusst mit den Fingern. Er schenkt Corven ein dünnes Lächeln. „Du hast schon immer praktische Führung bevorzugt“, sagt er, die Worte schwer von Bedeutung.
Lessa sieht ihn herausfordernd an. „Manche von uns machen ihre Arbeit selbst“, schneidet sie zu, die Stimme schärfer als beabsichtigt.
Briqs Blick wandert von ihr zu Corven, das Lächeln wird enger. „Nur keine persönlichen Verstrickungen, die das Urteilsvermögen trüben. Wir können uns dieses Jahr keine Ablenkungen leisten.“ Die Worte hängen in der Luft. Corvens Fäuste ballen sich unsichtbar unter dem Tisch.
Als das Treffen endet, vibriert Lessas Handy – eine anonyme Nachricht: „Ist er es wert, alles zu verlieren?“
Der Flur ist leer, bis auf Briq, der aus den Schatten zusieht, die Augen glühen vor grausamer Genugtuung. Lessa starrt auf die Nachricht, die Hände zittern, ihr wird klar, dass die Gefahr sie gefunden hat.
Fortsetzung folgt...