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Kapitel 1

Ein zitterndes Summen liegt im Archiv, die Neonröhren flackern über den schmalen Gängen. Eras Atem geht stoßweise, während sie die Reihen mit verpackten Gemälden anstarrt, ihr Puls flattert unter blasser Haut. Ihre Bluse klebt an ihr, dünne Seide ist am Rücken feucht. Die Regale rücken bedrohlich näher – wie eine Falle – ihre Hände ballen sich nervös zu Fäusten an den Seiten.

Das scharfe Klacken schwerer Stiefel auf Linoleum jagt einen Schreck durch sie. Veyron taucht auf, breit gebaut und schweigsam, sein dunkelblaues Hemd spannt sich über Muskeln, der Sicherheitsausweis blitzt an seiner Brust. Seine Augen fixieren sie – dunkel, undurchschaubar, lebendig mit etwas Hungrigem und Rohem.

Er bewegt sich schnell, fast wie ein Raubtier. „Du solltest hier unten nicht allein sein“, murmelt er, rau und tief. Seine Hand schlägt gegen das Metallregal hinter ihr, schließt sie ein. Eras Blick huscht zu seinen Lippen, dann zurück in seine Augen – schon hat sie sich verloren, zitternd vom Duft seiner Haut, scharfer Kölnischwasserduft vermischt mit Schweiß.

„Ich brauchte… eine Liste für morgen“, stammelt sie, doch die Worte bleiben ihr im Hals stecken, als Veyron sich näherlehnt, seinen Körper gegen ihren presst – heiß, fest, überwältigend. Sie keucht, die Wangen glühen, als er eine Strähne hinter ihr Ohr streicht, seine Finger verweilen einen Moment zu lang, zeichnen die Linie ihres Kiefers nach.

„Du rennst immer davon“, haucht er, Frust und Verlangen blitzen in seinen Augen, „und doch landest du immer in meinen Armen.“ Plötzlich sind seine Lippen auf ihren, wild und drängend – sein Kuss gierig, besitzergreifend, seine Lippen öffnen ihre mit einer Verzweiflung, die sie taumeln lässt. Era klammert sich an sein Hemd, die Knöchel weiß, während seine Hände unter den Saum ihrer Bluse gleiten, Fingerspitzen brennen entlang ihrer Wirbelsäule. Ihre Hüften pressen sich zusammen, und ihre Knie drohen nachzugeben, als er den Kuss löst, nur um seinen Mund an ihren Hals zu ziehen, die Zähne streifen ihre Haut. Sie winselt, Lust und Angst verknäuelt, während sein Griff ihre Taille markiert.

„Veyron, jemand—“

Er bringt sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen, seine Stimme gedämpft und brüchig. „Lass sie sehen. Lass sie wissen, dass du mir gehörst“, flüstert er, und etwas in ihr zerbricht – sie ergibt sich, die Lippen öffnen sich, der Atem vermischt sich, als er ihre Lippen erneut nimmt, das Verlangen in rasenden Wellen steigend.

Seine Hände wandern tiefer, besitzergreifend und rau, und Era wölbt sich gegen ihn, zitternd unter der Last von Sehnsucht und der Scham, immer zu wollen, was sie nicht haben darf. Schließlich reißt er sich los, die Brust hebt sich schwer, die Augen stürmisch vor innerem Konflikt. Sie berührt ihre geschwollenen Lippen, benommen.

Veyron beobachtet sie – etwas Verletztes flackert unter seinem Verlangen. Ohne ein Wort dreht er sich um und stapft davon, lässt sie erschüttert zurück, die Luft um sie geladen mit dem, was fast geschehen wäre. Era erhascht einen Blick auf ihr Spiegelbild im glänzenden Schrank – ein Mädchen, errötet und mit wilden Augen, blutige Lippen, Bluse verrutscht, jedes Geheimnis plötzlich unmöglich zu verbergen.

Später, im Pausenraum, verweilt Veyron bei den Monitoren, der Kiefer angespannt, die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtet Era durch ein Dutzend kleiner Bildschirme. Er ist gespannt wie eine Feder. Lirian taucht neben ihr in der Galerie oben auf, sanft und elegant in ockerfarbenem Cord, die Ärmel hochgekrempelt, um schlanke, von Farbflecken gezeichnete Handgelenke zu zeigen. Er spricht leise zu Era, die Lippen kaum bewegt, seine Hand ruht sanft auf ihrer Schulter, während sie unter seiner Berührung erzittert.

Era wirft Lirian einen Blick zu, ihre Augen glänzen von Tränen und Verwirrung, ihr ganzer Körper neigt sich unmerklich zu seiner Wärme. Lirian lächelt, sanft und gequält zugleich; er streicht ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, dann senkt er die Hand, ein Hauch von Bedauern flackert kurz auf.

Veyrons Fäuste ballen sich, während er sie beobachtet – Wut, Eifersucht, Verrat kämpfen in ihm. Der Monitor flackert, friert das Bild von Lirians Kopf ein, der sich zu Era neigt, ihre Nähe elektrisierend. Etwas in Veyron zerbricht. Ein tiefes Knurren entweicht seiner Kehle, die Knöchel werden weiß, ein Plan formt sich – einer, der alles verändern wird.

Fortsetzung folgt...

Zerbrochene Glasherzen

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