Kapitel 7
Regen prasselt gegen die bodentiefen Fenster, während der Konferenzraum am Rande des Chaos steht. Yulian steht da, die Kiefer angespannt, das dunkle Haar zerzaust, als hätte er sich den ganzen Morgen hindurch die Hände durch die Haare gefahren. Sein maßgeschneidertes Hemd sitzt makellos, doch seine Hände – zitternd, mit weiß vor Anspannung verkrampften Knöcheln – verraten den Sturm, der in ihm tobt. Laerise sitzt ihm gegenüber, den Rücken perfekt gerade, scharf geschnitten in einem feuerroten Anzug, der die sterile Chromumgebung geradezu blass aussehen lässt. Sie erwidert seinen Blick mit einem halben Schmollmund, die Lippen zucken, als trüge sie Geheimnisse, die nur sie versteht.
Sciro lehnt lässig an der Tür, ganz geschmeidige Eleganz im marineblauen Anzug, die Arme verschränkt, als wäre das Drama, das sich hier abspielt, seine private Unterhaltung. In seinen Augen funkelt ein hungriger, fast räuberischer Glanz. Belise, sonst eher im Schatten, hat sich an den Tisch gesetzt; ihre Haltung zurückhaltend, die Bluse schlicht, doch ein perfekt manikürter Finger trommelt einen gleichmäßigen Rhythmus auf einen Ordner – ihre Fassung makellos, nur ihr Blick verrät die Kalkulation, die in ihr arbeitet.
Yulians Stimme klingt rau, durchzogen von Vorwürfen und gebrochenem Herz. „Du glaubst, du kannst mich zerstören und dabei noch lächeln? Du bist nicht unantastbar, Laerise.“ Seine Worte hängen schwer und verzweifelt in der Luft. Laerises Kiefer spannt sich, ihre kühle Maske rutscht gerade so weit, dass ein leichtes Zittern sichtbar wird. „Du bist ein Kind mit einem Streichholz, Yulian. Brenn alles nieder, aber heul nicht über den Rauch.“ Ihre Worte schneiden, doch unter dem Tisch verkrampfen sich ihre Hände, bleich vor Anspannung gegen das Rot ihres Anzugs.
Sciro tritt vor, geschmeidig wie Seide, seine Stimme samtig und vergiftet zugleich. „Vielleicht sollten wir alle aufhören, so zu tun, als wären wir nicht Monster.“ Er trifft Belises Blick, doch seine Sicherheit wankt – ein kurzer Anflug von Verletzlichkeit. Belise erwidert seinen Blick mit eisiger Kälte. „Nein, Sciro. Manche von uns sind nur besser darin, es zu verbergen.“ Ihre Stimme ist sanft, doch ihre Augen sind Stahl.
Plötzlich steht Belise auf, den Ordner fest umklammert. Ihr ganzer Körper ist angespannt vor der Last der Entscheidung. „Ich könnte euch alle jetzt vernichten,“ flüstert sie, die Stimme zittert wie die Schneide eines Messers. Der Raum erstarrt. Sie sieht Yulian an, und für einen Moment fällt ihre kontrollierte Maske – Trauer und Sehnsucht flackern dort auf, roh und unaussprechlich. Er stockt, all seine Wut verfliegt, als er ihren Blick sucht, verzweifelt nach Verständnis.
Laerise steht abrupt auf, schreitet über den polierten Boden, die Absätze hallen wie eine Warnung. Sie packt Yulian am Revers und presst ihre Lippen in einen Kuss, so wild, dass er Krieg und Kapitulation zugleich ist. Er klammert sich an sie, verloren, als wäre sie das Einzige, was ihn noch an die Welt bindet – und zugleich das, was ihn zerreißt. Der Konferenzraum atmet scharf ein, die Luft verändert sich mit dem plötzlichen Sturm aus Verlangen und Zorn.
Belise dreht sich weg, die Lippen fest aufeinander gepresst, um das Zittern zu unterdrücken. Sciro lacht, doch es ist ein scharfer, verzweifelter Klang – eine Maske, die bröckelt. „Was ist schon ein weiteres Geheimnis?“ zischt er, die Stimme brüchig. Der Raum zerbricht: Allianzen lösen sich, Wahrheiten zerfallen unter der Last bitterer Begierde.
Yulian löst sich von Laerise, die Brust hebt und senkt sich schwer, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Und jetzt?“ fragt er, Verletzlichkeit schimmert durch. Sie antwortet nicht, streicht ihm nur über die Wange, als wolle sie die Form von ihm einprägen, bevor alles zerbricht.
Später steht Belise allein im leeren Büro des CEOs, den letzten Umschlag in zitternden Händen, der Name darauf gekritzelt: Yulian Lasker. Die Lichter der Stadt werfen ihren Schatten lang über das Glas, während sie zögert. Ihr Herz schlägt wild vor der Entscheidung – ein einziger Zug könnte ihn für immer vernichten oder ihn retten – um den Preis von allem, was sie aufgebaut hat.
Ihre Lippen öffnen sich, eine stumme Frage, verloren in der Dunkelheit. Wird sie ihn zerstören – oder sich selbst?
Fortsetzung folgt...