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Kapitel 1

Yulians Atem beschlug das Glas, als Laerise ihn hart gegen das Panoramafenster presste, seine Handgelenke fast über seinem Kopf fixierend. Sein Hemdkragen war offen, die Krawatte schief, Schweiß glänzte an seiner Stirn – dunkle Haare fielen ihm in die Augen, während er sie mit einem Blick musterte, der gleichermaßen Verachtung und Verlangen ausdrückte. Die Lichter der Stadt flammten unter ihnen auf, doch ihr Blick war dunkler, die Pupillen weit geöffnet, der Mund zu einem stummen Knurren leicht geöffnet. Er schmeckte ihren Duft – scharf, teuer, wie Ozon vor einem Gewitter. Ihre Nägel, lackiert in brutalem Karminrot, strichen über seine Kehle.

„Erzähl mir noch einmal, wie du schlauer bist als alle anderen“, flüsterte sie, ihre Lippen streiften drohend sein Ohr. Yulians Kiefer spannte sich. Er packte ihre Hüften zum Trotz, zog sie dicht an sich – ein keuchender Laut entwich zwischen ihnen. Ihr Körper war pure Spannung, auf Stilettos und in maßgeschneidertem Schwarz gewickelt, das Kleid hielt kaum die Linie ihres Oberschenkels, der an seinem Bein emporrutschte. Trotz ihrer Kontrolle zitterten ihre Hände. Yulians Mund verzog sich zu einem halben Lächeln – Nervosität hinter einer Maske aus Übermut.

„Das muss ich nicht“, knurrte er, die Stimme so tief, dass sie zusammenzuckte. „Du weißt es doch längst.“ Ihre Atemzüge verhedderten sich – jeder forderte den anderen heraus, als Erster nachzugeben. Er wollte beißen, verletzen, ihre Rüstung durchbrechen; derjenige sein, den sie zerstören wollte. In einer wilden Bewegung küsste er sie – hungrige, strafende Lippen prallten auf ihre, Zähne klirrten. Laerise erwiderte die Gewalt, ihre Finger umklammerten seinen Kiefer, das Knie schob sich zwischen seine Beine, hielt ihn fest. Hitze flackerte auf, während ihre Körper um Dominanz kämpften – scharf, keuchend, verzweifelt.

Sie löste sich als Erste, dunkle Haarsträhnen klebten an ihrer Wange, die Brust hob und senkte sich heftig. „Das war alles?“ spottete sie, doch ihre Stimme zitterte an den Rändern, verriet etwas Rohes darunter. Er strich mit dem Daumen über ihren verschmierten Lippenstift, die Augen flehend auf einen Riss in ihrer Fassade gerichtet. Für einen Moment verlangsamte sich alles – sein Puls, ihr Atem, das Neonlicht der Stadt, das hinter Glas wirbelte. Laerises Blick glitt zu seinem Mund. Dann verhärteten sich ihre Züge, und sie stieß ihn zurück.

„Verwechsel nie, dass ich dich will, mit dem, dass ich dich besiege“, sagte sie. Ihre Worte trafen härter als jede Ohrfeige – doch ihre Finger verweilten, zeichneten die wütende rote Spur nach, die sie an seinem Hals hinterlassen hatte. Yulian schloss die Augen, spürte den Schmerz. Er verlangte danach. Er verlangte nach ihr.

Die Tür quietschte hinter ihnen – Laerise richtete sich sofort auf, glättete ihr Kleid, die Lippen kühl und streng. Yulian zwang sein Gesicht zu gelangweilter Gleichgültigkeit, obwohl sein Herz gegen seine Rippen hämmerte. Ihre Körper berührten sich nicht mehr, doch die Spannung zwischen ihnen blieb – ein freiliegender Draht, der knisterte und lebendig war. Entfernte Stimmen hallten aus dem Aufzug; sie ging bereits davon, die Wirbelsäule gerade wie ein Pfeil, das Kinn erhoben zum Kampf.

Später, im grellen Licht des Sitzungssaals, zitterten Yulians Hände nur einmal, als er die Konkurrenz vernichtete, die Augen nie von Laerise abwendend. Ihr Lächeln war messerscharf, die Finger trommelten bei jedem seiner Triumphe auf den Tisch. Die Führungskräfte kreisten – Applaus, falsches Lachen, gierige Blicke. Er gewann, doch ihr Grinsen sagte ihm, dass er etwas Größeres verloren hatte. Etwas, das nur sie verstand.

Nach Mitternacht fand Yulian sie wieder auf dem Dach, der Wind peitschte durch ihr Haar, der Blazer abgelegt, das dünne Negligé darunter fing jedes Zittern ein. Er beobachtete, wie sie rauchte, die rotglühenden Glutstücke passten zu ihren Nägeln, ihre Haltung war abwehrend und doch einladend – wie sie ihren Körper drehte, so tat, als würde sie nicht auf ihn warten. Er trat näher, Wärme prallte auf Kälte.

„Du sabotierst alles, was du anfasst“, sagte sie leise, nicht ganz vorwurfsvoll. Er schmeckte Bedauern in ihren Worten, bitter wie Blut. „Vielleicht“, antwortete er, „aber du bist die Einzige, die zurückschlägt.“ Ihre Blicke verhakten sich, Wahrheit glitt zwischen ihnen hindurch, furchteinflößend, weil es so weh tat, jemanden so zu brauchen.

Laerises Hand griff nach seiner – zögerte, ließ dann los. Etwas wie Entschuldigung flackerte in ihr auf, sofort wieder geschützt. Zwischen ihnen pulsierte die Stadt, voller unmöglicher Chancen und unausgesprochener Drohungen.

Sein Handy vibrierte – eine unbekannte Nummer. Yulian blickte hinunter. Die Nachricht stand da, in knallharten schwarzen Buchstaben: Ich weiß, was du getan hast.

Sein Herz setzte aus, das Dach drehte sich, Laerise ahnte nichts von der Angst, die roh und nackt über sein Gesicht zuckte. Er presste das Telefon an seine Brust, spürte schon, wie sich der Boden unter seinen Füßen verschob.

Fortsetzung folgt...

Gravitationsbruchlinien

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Gravitationsbruchlinien: Fesselnde romantische Dramaserie