Kapitel 1
Kaiden wurde mit dem Rücken gegen gestapelte Kisten voller Schneeschuhe gedrückt, der Atem stockte, als Lirae sich an ihn presste, ihre behandschuhten Hände krallten sich fest in seine Jacke. Ihre Wangen glühten knallrot, vom Wind gerötet, wo dunkle Haare aus ihrem zerzausten Knoten entkamen, doch ihre Augen – glühendes Bernstein, unbeirrbar – ließen seinen Blick nicht los. Er wollte etwas sagen, einen Scherz machen, die Spannung lösen, die an ihnen klebte wie Schweiß unter zu vielen Schichten, doch ihre Lippen fingen seine ein, hungrig und fordernd.
Seine eigenen Hände – unsicher, für einen Moment zitternd – glitten unter ihre Weste, tasteten nach dem Saum ihres weichen Pullovers, die Fingerspitzen streiften nackte Haut. Liraes Atem stockte, scharf und zerbrechlich, doch sie wich nicht zurück. Stattdessen rückte sie näher, presste ihren Oberschenkel zwischen seine Beine, ihre Hand glitt seinen freiliegenden Hals hinauf und zog wortlos seinen Mund weiter auf. Kaiden ließ sich von der Reibung mitreißen, vom Geschmack ihrer Zunge, vom Kratzen ihrer Zähne. Jeder Herzschlag war eine Herausforderung.
Er wollte sich entschuldigen, betteln, fragen, ob sie ihn vermisst hatte oder ob das hier nur Wut war, die sich an ihren Körpern ausbrannte, doch für Worte war kein Raum. Die Welt schrumpfte auf die Hitze ihres Mundes auf seinem, das Gleiten ihrer Hand über seine Brust, die Nägel, die am Bund seiner Jeans kratzten. Liraes Küsse wurden rauer, fast strafend, bis Kaiden keuchte und ihre Hüften packte, sie fest an sich zog. Ihre Körper fanden sich, verzweifelt, während Mäntel und Pullover in hektischem, unbeholfenem Tasten beiseite geschoben wurden, Haut blitzte hervor, wo Wolle hochrutschte und Denim tief glitt.
Für einen kurzen, schwindelerregenden Moment war es so roh, dass Kaiden fast wimmerte – ihr Atem zitterte an seinen Lippen, ihre Hände zogen unter sein Shirt, Nägel kratzten über seine Rippen. Er küsste ihren Kiefer hinab, schmeckte Salz und Schnee, und sie fröstelte. Für eine Sekunde, Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt, starrten sie sich an. Liraes Augen funkelten vor Trotz und etwas, das zu sehr nach Schmerz aussah. „Glaubst du immer noch, du hast die Kontrolle?“ flüsterte sie, die Stimme rau.
Er antwortete mit seinem Körper, die Hüften pressten sich verzweifelt gegen ihre, und für ein paar wilde Herzschläge waren sie nichts als Verlangen und Erinnerung, Zungen verstrickt, Hände überall, Atem heiß in der kalten Luft. Dann, so plötzlich wie es begonnen hatte, riss sich Lirae los, die Brust hob und senkte sich heftig. Sie starrte ihn mit etwas wie Entsetzen an, die Augen weit, die Lippen geschwollen, die Knöchel weiß, während sie ihre Jacke fest umschloss. Kaidens Hände zitterten noch, Trauer und Sehnsucht kämpften in seinen Augen.
Die Stille im Geräteraum fühlte sich gefährlich an – ein Echo all der Dinge, die sie nicht aussprechen konnten.
Ein schwerer Stiefel scharrte am Türrahmen. Lirae wirbelte herum, das Haar zerzaust, zog sich mit der brüchigen Würde der Verletzten zusammen. „Les das nicht hinein,“ schnappte sie, die Stimme für einen Moment brüchig, bevor sie hinausstürmte. Kaiden sah ihr nach, die Kiefermuskeln angespannt, die Haut brannte vor Scham und Verlangen.
Kaum bemerkte er, wie Zira aus dem dunklen Flur zusah – die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht undurchschaubar, nur der schmale Mund verriet Sorge. Sie hielt seinen Blick lange, ihre Augen glänzten voller Geheimnisse, bevor sie lautlos wieder in die Dunkelheit glitt.
Später, allein im Sanitätsraum, zitterten Ziras Finger um ihr Handy, während sie in eine Sprachnachricht flüsterte, die Stimme rau: „Du hast mir versprochen, dass es nie wieder passiert. Aber es hat schon begonnen, und ich weiß nicht mehr, wen ich eigentlich rette. Dich, sie oder mich.“
Zurück in den stillen Gängen bewegte sich Maelis leise, ein Tablett mit Kaffee in der Hand. Ihr Blick verweilte auf der geschlossenen Tür des Geräteraums, dann schweifte er zu Ziras leerem Arbeitsplatz. Ihr Gesicht war bedacht, die Lippen fest zusammengepresst, doch ihre Augen waren voller Fragen.
Die Nacht legte sich schwer über die Heartline Lodge. Kaiden und Lirae – getrennt, erschüttert – wanderten in entgegengesetzte Richtungen durch die Flure, jeder verfolgt vom Gespenst der Berührung des anderen.
Draußen, ungesehen, führten Fußspuren im Schnee vom Licht weg. Irgendwo tiefer in den Schatten klickte ein Schloss auf. Und in der Stille vor dem Morgen riss der erste Riss das, was sie verband, entzwei.
Fortsetzung folgt...