Logo
DE
Loading...

Kapitel 2

Ein Kamerablitz erwischt Lio mitten im Lachen, seine Lederjacke offen, der Kragen schief; seine Augen blitzen gereizt unter dem Chaos der After-Party-Lichter. Serris, statuesk in einem rückenfreien, mitternachtsblauen Slipdress, bewegt sich mit präziser Distanz durch die Menge – der Mund fest zusammengepresst, der Kiefer angespannt, ignoriert das Klicken der Handys und die gerufenen Namen. Doch unter ihrer kühlen Fassade verrät eine Ecke ihres Mundes ein schelmisches Lächeln, als sie Lios Präsenz hinter sich spürt.

Er beugt sich vor, die Stimme leise. „Du weißt, die sind nur wegen der Katastrophe hier.“ Seine Fingerspitzen streifen zufällig ihre nackte Schulter; Gänsehaut zuckt über ihre Haut, die Spannung zwischen ihnen windet sich mit jedem Atemzug enger zusammen.

Serris lässt sich auf ihn ein – nimmt das zerzauste Haar wahr, den schwachen Schatten eines blauen Flecks an seiner Schläfe, die geisterhafte Überheblichkeit in seinen Augen. „Und wofür bist du hier?“ antwortet sie, leiser, als sie wollte. Sie beobachtet seinen Mund, sieht, wie er fast schmunzelt.

Sie drängen sich durch eine Wand aus Samtseilen. Lio schützt sie vor der gierigen Menge, seine breiten Schultern ein lebendiger Schild. Er bewegt sich mit der waghalsigen Selbstsicherheit eines Mannes, der die Welt herausfordert. Serris, angespannt und strahlend, lehnt sich näher an ihn heran, näher als sie sollte – in seiner Anziehungskraft ist es sicherer, für eine gestohlene Minute.

Eine Kamera erwischt sie genau in dem Moment, als er den Kopf senkt und ihr etwas ins Ohr flüstert, das nur sie hört. Die Hitze zwischen ihnen ist lebendig, glimmt unter dem Summen ihres Lachens – unerwartet, echt und viel zu selten.

Später sitzt Serris am Rand von Lios abgewetztem Ledersofa, Mondlicht zeichnet Streifen auf ihre nackten Arme und Schlüsselbeine. Sie zieht ihre Ohrringe ab, nervös auf eine Weise, die sie nicht mehr kennt. Lio kniet vor ihr, versorgt eine Schnittwunde an ihrem Ellbogen – eine Verletzung der Menge, eine zarte, gewöhnliche Gewalt. Seine Hände sind vorsichtig, die rauen Daumen streichen ehrfürchtig und zugleich hungrig über ihre Haut. Er fragt nicht, warum sie gekommen ist.

„Jeder will doch immer irgendwas“, murmelt sie, studiert sein Gesicht – den schattigen Kiefer, den konzentrierten Blick, die Wachsamkeit, die er zu verbergen versucht. „Und was willst du, Lio?“

Er mustert sie. „Vielleicht was Echtes. Was, das nicht nur Show ist.“

Sie küsst ihn. Es beginnt verzweifelt, ihre Hände verfangen sich in seinem Haar, ziehen ihn näher. Sein Atem stockt, überrascht von ihrem Verlangen, doch er lässt sie das Tempo bestimmen – lässt sie die Macht übernehmen und festhalten. Ihr Kuss ist chaotisch, voller Zähne und Hitze, ihr Lippenstift verschmiert auf seiner Wange. Seine Hände gleiten ihre Oberschenkel hinauf, zittern, als sie die Kurve ihrer Taille unter der Seide finden.

Kleider fallen in unbeholfenen Stücken, achtlos zur Seite geworfen, während Serris ihn zurück in die Kissen drückt, hungrig und strahlend, ihre Kontrolle endlich bröckelnd. Lio lässt los, ergibt sich ihrer Dringlichkeit. Die Welt schrumpft auf verschlungene Glieder, scharfe Keuchen und leise Flehen, jede Berührung ein Versprechen, das keiner so recht halten kann.

Danach, atemlos und leuchtend, kuschelt sich Serris an ihn, ihre Rüstung in Trümmern. Sie lacht, dann hält sie sich die Hand vor den Mund, unbewacht. Lio lächelt – diesmal echt, nicht für irgendeine Kamera.

Im Flur schleicht Ryven ungesehen, Kamera in der Hand. Er lehnt sich in einen Schatten, der Kiefer angespannt, hebt das Objektiv, genau in dem Moment, als Serris Lio wieder küsst – ein roher, echter Moment, für immer eingefangen. Das Klicken der Kamera geht im Mitternachtshauch unter, doch der Schaden ist angerichtet. Auf seinem Bildschirm brennen ihre Geheimnisse.

Zurück im Studio stürmt Maeve ins Chaos – Absätze klackern, ihr Blazer scharf und makellos, das Gesicht undurchschaubar, während ihr Handy mit Nachrichten überflutet wird: Das Foto ist online. „Ihr zwei seid der Renner“, murmelt sie und hält Serris das Handy vor die Nase, während Lio neben ihr erstarrt. Serris’ Herz schlägt schmerzhaft, als sie sich sieht – halbnackt, mit wilden Augen, Lios Hand verheddert in ihrem Haar.

Lios Kiefer spannt sich, und Serris spürt, wie sich die Luft verändert; die Welt drückt zu eng zusammen. Doch in Maeves Augen liegt etwas wie Stolz – sie hat Schlimmeres gesehen, Schlimmeres gemeistert, aber das hier? Das ist Liebe mit Zähnen.

Maeve wirft einen Blick zu dem Neuen im Raum – einem zu hübschen, weit aufgerissenen Influencer namens Zian, dessen Blick gefährlich auf Serris haftet. Serris bemerkt es und fröstelt.

Irgendwo lädt Ryven das Bild hoch. Corin beobachtet aus der Ferne, Eifersucht in seinen geballten Fäusten.

Serris sieht Lio an, verletzlich und bloßgestellt und endlich, endlich lebendig. Er reicht ihr die Hand – sie nimmt sie.

Doch im Schatten schärft sich Zians Schwärmerei zur Obsession, und ein Sturm zieht auf, gerade außerhalb der Sichtweite.

Fortsetzung folgt...

Sternenklare Adern

25%
Sternenklare Adern: Fesselnde Liebesroman-Serie